Xylella fastidiosa

Xylella fastidiosa (Xf) ist weltweit eines der gefährlichsten Bakterien für Pflanzen. Der Schadorganismus verursacht eine Vielzahl von Krankheiten mit beträchtlichen wirtschaftlichen Auswirkungen für die Landwirtschaft und den produzierenden Gartenbau. Sein Wirtspflanzenspektrum umfasst mehr als 500 Pflanzenarten – darunter viele Nutz- und Zierpflanzen wie beispielsweise Kirsche, Reben, Oleander, Lavendel und Myrten-Kreuzblume. In Europa tritt das gefährliche Bakterium bisher in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal auf und breitet sich weiter aus. Auch in der Schweiz wurde der Schadorganismus im September 2015 auf aus Mittelamerika importierten Kaffeepflanzen festgestellt. Glücklicherweise konnte hierzulande jedoch bisher eine Etablierung und Verbreitung des Bakteriums verhindert werden.

Xf gilt als Quarantäneorganismus im Sinne der Pflanzengesundheitsverordnung (PGesV) und ist daher sowohl in der Schweiz wie auch in der EU meldepflichtig. In der Schweiz sind seit April 2015 spezifische Massnahmen zum Schutz gegen die Einschleppung und weitere Ausbreitung von Xf in Kraft, die in der Verordnung des BLW über phytosanitäre Massnahmen für die Landwirtschaft und den produzierenden Gartenbau (VpM-BLW) laufend aktualisiert werden.

Einfuhr von Wirtspflanzen aus der EU

Aus abgegrenzten Gebieten

Derzeit gibt es in der EU wegen dem Auftreten von Xf abgegrenzte Gebiete in Apulien (Italien), auf Korsika und in Provence- Alpes-Côte d’Azur (Frankreich) sowie auf den Balearen, in der Region Alicante (Spanien) und Porto (Portugal). Das Verbringen von „spezifizierten Pflanzen“ innerhalb und aus abgegrenzten Gebieten heraus ist grundsätzlich verboten.
Nur unter Einhaltung genau festgelegter Produktionsbedingungen ist das Verbringen der „spezifizierten Pflanzen“ aus abgegrenzten Gebieten mit einem Pflanzenpass möglich. Die Liste der abgegrenzten Gebiete ist abrufbar unter: https://food.ec.europa.eu/document/download/77ec3d12-c080-4273-b604-5cb5164a4c78_en?filename=ph_biosec_legis_list-demarcated-union-territory_en.pdf

Sonderfall: Vitis sp.

Zum Anpflanzen bestimmtes Pflanzenmaterial der Gattung Vitis (gepfropfte Pflanzen, Unterlagenholz, Pfropfreiser, ausser Samen) darf aus abgegrenzten Gebieten nur dann eingeführt werden, wenn das Pflanzenmaterial kurz vor der Verbringung einer Warmwasserbehandlung in einer geeigneten Einrichtung unterzogen wurde; dabei wird das in Keimruhe befindliche Pflanzenmaterial gemäss dem diesbezüglichen EPPO-Standard 45 Minuten lang in 50 °C warmes Wasser getaucht.

Aus befallsfreien Gebieten

Ausserhalb der abgegrenzten Gebiete (= befallsfreies Gebiet) dürfen Wirtspflanzen in der EU nur noch in Verkehr gebracht werden, wenn sie von einem Pflanzenpass begleitet sind. Dies gilt ebenso für den Export betreffender Pflanzen in die Schweiz.

Einfuhr von Wirtspflanzen aus Drittländern

Einfuhrverbot

Die Einfuhr von Pflanzen der Gattung Coffea mit Ursprung in Costa Rica oder Honduras ist verboten.

Anforderungen an die Einfuhr

Für die Einfuhr von "spezifizierten Pflanzen" aus anderen Drittländern (Nicht-EU Länder) gelten spezifische Anforderungen an die Pflanzen, das Produktionsgebiet und/oder der Produktionsort für die Erteilung des erforderlichen Pflanzenschutzzeugnisses von der nationalen Pflanzenschutzorganisation des Exportlandes. Die zusätzlichen Erklärungen, welche das Pflanzengesundheitszeugnis enthalten muss, sind im Merkblatt Nr. 1 für die Einfuhr von Waren die Pflanzenschutzbestimmungen unterliegen aufgeführt. Die Einfuhrbedingungen und die Art der Kontrollen bei der Einfuhr hängen von der phytosanitären Lage im Exportland ab. Die EU-Kommission führt eine Liste der Länder, die entweder als frei von Xf gelten oder befallsfreie Gebiete ausgeschieden haben. Diese Liste wird vom EPSD anerkannt und ist unter http://ec.europa.eu/food/plant/plant_health_biosecurity/legislation/emergency_measures/index_en.htm > Xylella fastidiosa abrufbar.

Inverkehrbringen von Wirtspflanzen in der Schweiz

Seit 2016 gilt in der Schweiz und der EU für Wirtspflanzen die Pflanzenpasspflicht für zum Anpflanzen bestimmte Pflanzen und Pflanzenteile (ausgenommen Samen). Nur Betriebe, die beim EPSD registriert sind, sind für das Ausstellen von Pflanzenpässen zugelassen. Die Pflanzenpasspflicht entfällt, wenn Wirtspflanzen direkt an nicht gewerbliche Endverbraucher (Privatpersonen) abgegeben werden.

Produktion von Wirtspflanzen

Die Anforderungen für die Produktion von Wirtspflanzen von Xf sind im Merkblatt Nr. 18 beschrieben.

Seit 1. März 2018 müssen Parzellen oder andere Flächen, welche im Rahmen des Pflanzenpass-Systems für die Produktion von Wirtspflanzen genutzt werden, im Rahmen der amtlichen phytosanitären Kontrollen mindestens visuell auf Symptome des Quarantäneorganismus untersucht werden. Zusätzlich zur visuellen Kontrolle müssen bei sechs besonders sensitiven Wirtspflanzen bei der jährlichen amtlichen Kontrolle auch Proben gezogen und im Labor auf das Bakterium untersucht werden. Zu diesen Arten gehören Kaffee (Coffea), Französischer Lavendel (Lavandula dentata), Oleander (Nerium oleander), Olivenbaum (Olea europaea), Myrten-Kreuzblume (Polygala myrtifolia) und Mandelbaum (Prunus dulcis).

Weiterführende Informationen: Biologie, Schadbilder von Xylella fastidiosa

European Plant Protection Organisation (EPPO)